Über Teams, Kommunikation und Feedbackkultur - Teil 3: Feedback
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ (Paul Watzlawik)
Im Folgenden wird der Leser mit einer wissenschaftlichen Ausarbeitung aus dem Bereich der Sprach- und Kommunikationswissenschaft konfrontiert. Der Text wird dreiteilig dargeboten, dabei auf die Aspekte Teamentwicklung, kommunikative Kompetenz und Feedback in stark komprimierter Kompaktheit eingegangen.
Es ist der Verfasserin bewusst, dass mit Entwicklung der Möglichkeit des elektronisch basierten Austauschs durchaus ein Paradigmenwechsel im Bereich der zwischenmenschlichen Kommunikation stattgefunden hat, dennoch ist sie der Meinung, dass bestimmte Manifeste weiter als Grundbedingung bestehen. So wurde beim Verfassen auf das Durchsuchen neuerer Quellen im Internet verzichtet und auf sich im heimischen Bücherregal befindende Literatur zurückgegriffen.
Eine meinungsfreie Distanz wird während der Ausführungen gewahrt, der Text darf aber zur Meinungsbildung sowie zur Schlussfolgerung aufgrund von erkannten Parallelen auf dieser Internetplattform dienen.
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Feedback
„Feedback“, oder „Rückkopplung“, ist in der zwischenmenschlichen Kommunikation als eine Interaktion zu verstehen, in der einer Person oder Personengruppe (Feedbackempfänger) durch eine andere (Feedbackgeber) mitgeteilt wird, wie deren Äußerungen oder Handlungen gewirkt haben. Der Feedbackgeber sagt dem Feedbackempfänger, wie er dessen verbal und nonverbal kodierte Informationen wahrgenommen und interpretiert hat und welche Gefühle sie bei ihm ausgelöst haben. Das Ziel der Rückmeldung sollte immer die sachliche Information sein (vgl. Bauer 1997, 104).
Feedbackgeben und Feedbacknehmen muss erlernt werden, was nicht zuletzt dadurch geschieht, dass man sich zunächst die Anforderungen an ein angemessenes Feedback verinnerlicht. Dies ist anhand neun „goldener“ Regeln möglich (vgl. ebd., 105):
- Feedback wird auf der Grundlage von Akzeptanz und Wertschätzung gegeben [...].
- Der Feedbackgeber verhält sich einfühlsam. Er spürt, welche Gedanken und Gefühle beim Feedback ausgelöst werden.
- Feedback wird vom Empfänger ausdrücklich gewollt und bejaht.
- Feedback ist konkret. Es bezieht sich auf Verhalten und konkret benannte Gefühle. Dabei werden Globalkategorien vermieden.
- Beim Feedback werden subjektive Werturteile offen ausgesprochen, aber als solche gekennzeichnet, also beispielsweise: ‚Ich finde es hässlich, wenn [...]‘.
- Der Zeitpunkt für Feedback ist so gewählt, dass beide - Feedbackgeber und Feedbackempfänger - Zeit genug haben, miteinander in Ruhe und Gelassenheit zu reden.
- Feedback bezieht sich auf Verhalten und Maßnahmen, die im Kontrollbereich des Empfängers liegen. Was der Empfänger nicht ändern kann, braucht nicht Inhalt eines hilfreichen Feedbacks zu sein.
- Der Feedbackgeber offenbart seine eigenen Gefühle und Sichtweisen und zeigt dem Feedbackempfänger, wie dieser auf den Geber wirkt oder gewirkt hat.
- Der Feedbackempfänger gibt dem Feedbackgeber seinerseits eine Rückmeldung darüber, wie das Feedback auf ihn gewirkt hat [...].
Beziehen sich diese Anforderungen in erster Linie auf das Verhalten des Feedbackgebers, so sollte auch der Empfänger unterstützend einige Regeln beachten.
Zunächst muss dieser sich entscheiden, ob er Feedback erhalten möchte. Besteht der Wunsch, hört er erst einmal nur aufmerksam zu, nimmt seine eigenen Gedanken und Gefühle wahr und fragt gegebenenfalls an unklaren Stellen nach. Er sollte sich nicht verteidigen oder rechtfertigen, sondern dem Feedbackgeber mitteilen, was ihn bewegt hat, ihm eine Rückmeldung über das Feedback geben und sich abschließend bedanken. Das Einlassen auf eine Debatte mit dem Feedbackgeber ist für einen hilfreichen Lernprozess nicht förderlich (vgl. ebd., 105f).
Zusammenfassung
In vorliegender dreiteiliger Ausarbeitung wurde dem Leser ein hoch komplexer Bereich der zwischenmenschlichen Interaktion in kooperativen Verbindungen in nach Auffassung der Verfasserin minimal möglicher Komprimierung aufgezeigt. Diese beinhaltete
Teamentwicklung
Ein Team entwickelt sich aus einer Arbeitsgruppierung unterschiedlichster Personen und Persönlichkeiten. Bevor sich diese in ein produktives, am besten interagierendes, kooperierendes Team wandelt, in dem jeder von der Arbeit des anderen profitieren und lernen kann, laufen bestimmte Entwicklungsprozesse aufeinanderfolgend ab. Wichtig ist die Anerkennung von impliziten oder expliziten Vereinbarungen, Konflikte diesbezüglich sind in Ordnung, werden durch erneutes Durchlaufen bestimmter Teambildungsphasen kommunikativ gelöst. Dabei sind auch parallel ablaufende Prozesse, wenn z.B. während einer Produktionsphase auffällt, dass bestimmte Orientierungsphasen noch nicht abgeschlossen wurden, möglich. Schlimmstenfalls enden diese in einer nötigen Neuorientierung aufgrund einer unmöglichen Einigung und damit eingeschränkter bzw. den Zielsetzungen des Teams als Gesamtheit nicht entsprechender Produktivität.
Kommunikative Kompetenz
Grundlegende Voraussetzung für ein gutes Team mit gemeinsamen Zielsetzungen ist eine gute Kommunikation.
Die menschliche Kommunikation besteht aus unterschiedlichsten Komponenten. Rein formal ist sie ein wechselseitiger Austausch von Nachrichten zwischen Sender und Empfänger über vereinbarte Zeichen (Lautsprache, Schriftsprache, Symbolsprache…).
Inhalte werden überbracht, wobei der Beziehungsaspekt, der über Mimik und Gestik, Intonation aber auch schriftliche Stilmittel etc. emotionale Aspekte einer Botschaft kodiert, eine sehr große Rolle spielt.
Niemand kann von sich behaupten, perfekt zu kommunizieren, da Kommunikation immer Empfänger und Sender zu gleichen Teilen einbeziehen muss. Missverständnisse müssen auf beiden Seiten gesucht werden. Der beste Redner kann einem gehörlosen Menschen keine Inhalte vermitteln. Wer ist schuld?
Feedback
Eine gute Kommunikation basiert auf dem einander Verstehen von Sender und Empfänger auf allen Ebenen. Dies kann in kooperativ agierenden Teams niemals vorausgesetzt werden und muss wachsen. Es bedarf einer ehrlichen, sachlichen Rückmeldung, um sich einander anzunähern. Die neun goldenen Regeln der Feedbackkultur sind bereits eine Zusammenfassung des dafür nötigen Handelns, noch weiter zusammengefasst ist es wichtig, niemals eine Person oder Persönlichkeit zu kritisieren sondern nur ihr Verhalten, ihre Tätigkeiten, ihr Aufgabenverständnis im Team. Das gebietet der Respekt.
Missverstandene Rückmeldungen, die nicht hinterfragt und reflektiert werden, auf die ob des missverstandenen Inhalts mit unnötigen Rechtfertigungen für etwas, was gar nicht im Fokus des Feedbacks steht, reagiert wird, vergiften ein respektvolles Miteinander. Persönliche Beleidigungen und Verunglimpfungen lassen es sterben.
Literatur
- Bauer, K.-O.: Professionelles Handeln in pädagogischen Feldern. Ein Übungsbuch für Pädagogen, Andragogen und Bildungsmanager. Weinheim/München 1997
- Chriddi: Über Teams, Kommunikation und Feedbackkultur - Teil 1: Teambildung
- Chriddi: Über Teams, Kommunikation und Feedbackkultur - Teil 2: Kommunikative Kompetenz
- Feuser, G., Meyer, H.: Integrativer Unterricht in der Grundschule. Ein Zwischenbericht. Jarick Oberbiel 1987
- Rosenstiel, L. v.: Das „gute“ Team: Spannungsfeld zwischen Autonomie, Kooperation und Führung. In: Opp, G. (Hrsg.): Focus Heilpädagogik - „Projekt Zukunft“. München 1996, S. 380-391
- Schley, W.: Teamentwicklung in Integrationsklassen. In: Schley, W. et al. (Hrsg.): Integrationsklassen in Hamburger Gesamtschulen. Hamburg 1989
- Schulz von Thun, F.: Miteinander reden. Störungen und Klärungen. Leck 1993
- Watzlawick, P., Beavin, J. H., Jackson, D. D.: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Bern/Stuttgart/Toronto 1990
Hallo Christiane,
haben wir überhaupt noch eine funktionierende Feedback-Kultur?
Mir kommt es jedenfalls so vor, als hätte lediglich eine kastrierte Form dessen sich in das Heute gerettet, was wir früher Meinungsaustausch genannt haben. Da mögen die Finger auch noch so schnell über die Tastatur huschen, mehr als drei Sätze kommen dabei eher selten heraus. Viel einfacher scheint es Subjekt, Prädikat und Objekt mit zig Emojis zu garnieren und am Ende das "Kunstwerk" auch noch als informativ anzusehen. Gespräche unter vier Augen werden ununterbrochen von irgendwelchen Piep, Klopf oder digitalen Vogelstimmen gestört, da jeder dem Irrglauben verfallen ist, etwas verpassen zu können.
Oder verweilen wir doch einen Moment auf dieser Plattform: Wie viele Kommentare umfassen mehr als 4 Sätze?
Liebe Grüße, Wolfram
Hallo Wolfram,
wie schön, einer der vielen, vielen Leser traut sich...
In bestimmten Sozialgefügen durchaus, ich bin mir aber noch nicht ganz sicher, ob Internetplattformen dazu gehören. Ich werde meine Studien fortsetzen und mich bemühen, meine gewonnenen Erkenntnisse ohne Emojis kundzutun. Bislang war es mir gelungen, schriftlich darzustellen, was ich denke, wenn auch nicht aus solch schöner Erzählperspektive, wie du sie beherrschst. Vielleicht ist das aber auch gar nicht mehr aktuell, nicht mehr gefragt. Smileys sind doch so aussagekräftig - besonders, wenn der Browser nicht über den passenden Code verfügt und du nur die Umrisse eines Quadrates erkennst...
Ey, was machst du mich hier blöd von der Seite an? Ich kann auch Nebensatz!
Ich habe sie nicht gezählt. Deine Kommentare zählen auf jeden Fall dazu und das schätze ich sehr. Vielen Dank!
Lieber Gruß,
Christiane
Nicht eine Sekunde verschwendete ich, während der Kommentar sich über das imaginäre Papier ergoss, an die schriftlichen Hinterlassenschaften, die aus deiner oder meiner Feder stammen.
Ich beobachte nur den allgemeinen Trend, der nicht nur auf Internetplattformen zu erkennen ist.
Mich würde das komplette Paket an Post interessieren, das sich im Laufe des Tages bei SPIEGEL-Online ansammelt. In der Redaktion wird der Mülleimer mehrmals täglich geleert.
Liebe Grüße,
Wolfram
Hallo lieber Wolfram,
das war mir schon klar, dass du nicht "unsere" Kommunikation meinst. Und so habe ich ein Weilchen überlegt, ob die Kommentare hier auf die "lustige" Schiene geführt werden sollen oder "fachlich" bleiben sollen. Letzteres könnte zu ganz schönen Ausschweifungen führen.
So hoffe ich also nur kurz, dass tatsächlich auch in einer Online-Redaktion der Papierkorb gefüllt und geleert wird. Nicht im Sinne von Zensur, sondern immer dann, wenn sich eine Rückmeldung gar nicht wirklich auf die Inhalte bzw. auf die Intention eines Artikels bezieht. Wenn ein Journalist z.B. ganz sachlich beschreibt, in welcher Reihenfolge den Politikern eines Gipfeltreffens das 7-Gänge-Menu am Abend kredenzt wurde, braucht er keinen Leserbrief, in dem steht, wie bescheuert die einzelnen speisenden Politiker sind und welcher Steuerzahler das Essen denn nun wieder bezahlt. Ein ebenso am Ziel vorbei geschossener Kommentar wäre "Ich mag aber kein Trüffeleis mit Sahne, dein Artikel ist doof." Denke, in einigen Redaktionen läuft es schon noch ganz gut.
Liebe Grüße,
Chriddi
So viele verpackte Einschränkungen hinterlassen zum Schluss nur die Hoffnung, dass es so ist.
Schlechte Wachstumsbedingungen für die Meinungsfreiheit! Da nützt auch das Gießen nicht.
Interessante Sache. Resteem. Schaut aus wie Konstruktivismus auf Menschliche Agenten als kleinste soziale Entität bezogen (ist nur mein laienhafter Eindruck, vermutlich steckt da mehr pädagogisches? dahinter). PS. habe gestern zum ersten Mal von Watzlawik gehört als ich zufällig den Bereich "internationale Beziehungen" gefunden habe.
Mal ganz provokant gefragt, was soll "gute Kommunikation" sein? Hört sich für mich immer so nach politischer Korrektheit an (so dass niemand weinen muss oder sich unterdrückt fühlt) wenn ich aber der Kompetenteste im Team bin und die Umsetzung meiner Kompetenz durch sozialen Druck durchsetze, was das Team zum Erfolg führt, war es dann "gut"?
Vielen Dank für deine Rückmeldung.
Den Anschein des Konstruktivismus erweckt sicher die extreme Komprimierung eines recht komplexen Feldes. Tatsächlich aus dem Bereich der Sprach- und Kommunikationswissenschaft, bedeutungsvoll durch Pädagogik, Psychologie, Soziologie etc.
"Gute" Kommunikation sollte eigentlich wertungsfrei verstanden werden, "gelingende" ist das bessere Adjektiv. Es bezieht sich auf den technischen, formalen Aspekt: Sender und Empfänger einer Mitteilung verstehen einander, dies nicht nur auf inhaltlicher Ebene.
Die Beziehungsebene einer "Nachricht" hat viele Facetten. Zum Beispiel gibt es direktive Kommunikation. Jemand gibt Anweisungen, gar Befehle. Wenn diese von Empfänger, auch unter Druck, exakt verstanden und ausgeführt werden, ist die Kommunikation missverständnislos verlaufen, also "gut". Auch, wenn geweint wird.
Ob die Art und Weise des menschlichen Interagierens so "politisch korrekt" ist, ist dann eine andere, Sozial- und Teamstrukturen betreffende Frage. Wenn Feedback gestattet und erwünscht ist, ist alles bestens, da sollte dann aber keiner mehr weinen müssen sondern eindeutig verstehen (wieder Kommunikation), warum wie gehandelt wurde.
Das mit dem Feedback empfangen können ist aber auch eine sehr schwere Sache die man erst mal lernen muss als Berufseinsteiger. Da hilft es wenn man kompetente Vorgesetzte hat... Oder man lernt es durch die harte Schule und legt sich ein dickes Fell zu.
Gutes Feedback zu geben finde ich aber tatsächlich noch schwerer denn ich bin eigentlich immer äußerst direkt und ehrlich. Das musste ich erst mal lernen das man sich gut überlegt wie man das Feedback an sensible Personen gibt ohne das es blöd wird 😎
Auf jeden Fall vielen Dank für den Input! 😊
Hallo @neutronenkind,
vielen Dank für deine Rückmeldung.
Weder Feedback geben noch dieses annehmen ist einfach. Aber wenn man beherzigt, einfach mal nachzufragen, wie etwas gemeint ist - gerade auf schriftsprachlicher Ebene ist das Verstehen von einander oft schwierig -bevor es "knallt" und die Antwort dann geduldig abzuwarten, ist man auf jeden Fall auf dem richtigen Weg.
Offenheit und Ehrlichkeit sind doch das A & O eines guten Feedbacks. Ein bisschen darauf aufpassen, dass man nicht persönlich wird und bei der Sache bleibt. Letztlich liegt es dann an der "Mimose", die sich eine sachliche Rückmeldung als persönlichen Schuh anzieht.
Schönen Pfingstmontag,
LG, Chriddi